„Hast du gut geschlafen?“, höre ich morgens
„Ja, danke! Und du?“, antworte ich.
„Weiß nicht, schwer zu sagen!“, höre ich.
„Wieso das?“, denke ich.
„Konnte nicht so recht einschlafen, bin immer wieder aufgewacht. Aber besser als vorgestern war es allemal.“
Da stellt man eine vermutlich einfache Frage um „Smaltak“ zu betreiben, noch vor dem ersten Kaffee des Tages und dann das: keine einfache Antwort.
Doch auf welche einfachen Fragen, gibt es schon einfache Antworten?
Heute – am 27. Januar – gedenken wir der Befreiung der Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau und dem Konzentrationslager Auschwitz durch die Rote Armee, sowie allen verschleppten, versklavten und ermordeten Juden des zweiten Weltkriegs.
Es ist der Holocaust Gedenktag.
Ein Tag, an welchem wir daran erinnert werden, dass einfache Antworten auf komplexe Fragestellungen schnell zu Radikalisierung und damit zu Vernichtung und Tod führen können.
Der Hass auf die Juden und jüdische Bevölkerung gipfelte in Deutschland bei der Frage nach dem Sündenbock zum verlorenen ersten Weltkrieg. Daran seien nach der „Dolchstoßlegende“, Juden, Sozialdemokraten und Kommunisten schuld.
Hitlers persönliche Abneigung der Juden wird hierdurch genährt und vertieft bis sie sehr radikale und ausnahmslose Absichten annimmt: „Bereits im August 1920 vergleicht Hitler die Juden mit Krankheitskeimen. Er erklärt, eine Krankheit könne man nicht bekämpfen, ohne den Verursacher zu vernichten. Der Einfluss der Juden werde nie verschwinden, wenn nicht der Verursacher, der Jude, „aus unserer Mitte entfernt“ werde. Radikale Auffassungen machen den Weg frei für den Massenmord an den Juden in den vierziger Jahren.“ (Quelle: https://www.annefrank.org/de/anne-frank/vertiefung/warum-hasste-hitler-die-juden/)
Eine einfache Antwort auf die komplexe Fragestellung des Kriegsendes in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts macht die Bahn frei für einen Massenmord der uns heute, am 27. Dezember 2021, innehalten lässt.
So etwas darf nie wieder passieren!
Eine wichtige Erkenntnis die eine Verantwortung mit sich bringt und für uns alle eine Herausforderung bleibt.
Das Judenfeindlichkeit und Fremdenhass keine würdigen Haltungen und schon gar keine Antworten auf das gesellschaftliche Leben darstellen – darüber sind sich die meisten in unserer Bundesrepublik einig.
Doch geht die Erkenntnis nicht noch weiter?
Aus meiner Sicht steht hier am Ende genau das: Komplexe Fragen erfordern komplexe Antworten.
Und dazu braucht es verschiedene Disziplinen, vielschichtige Fragestellungen, offene Diskussionen mit kontroversen Diskussionspartnern. Dabei hat nicht einer immer Recht oder Unrecht, sondern durch These und Antithese wird um eine Erkenntnis gerungen um Fortschritt zu ermöglichen.
Dabei ist die Diskussionskultur ebenso wichtig wie die Haltungen der Beteiligten.
Wenn uns das klar wird und wenn wir das in unseren Diskussionen berücksichtigen, schaffen wir es miteinander zu leben ohne uns die Köpfe einzuschlagen.
Oder was denkst du?
#weRemember